NRW-Mehrkampfmeisterschaften 2014

Bei den NRW-Mehrkampfmeisterschaften in Bergisch Gladbach verteidigte Rebecca Abel (Hansa Simmerath) ihren Meistertitel im Deutschen Achtkampf in der Altersklasse 20 Jahre und älter und qualifiziert sich mit 93,92 Punkten zu den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Einbeck.

Mit einem gelungenen Tsukahara am Sprung eröffnete Rebecca ihren Achtkampf. Weiter ging es mit einer gewohnt sauber ausgeführten Stufenbarren-Übung mit Riesenfelgumschwung, die von den Kampfrichterinnen mit der Tageshöchstwertung von 12,35 Punkten belohnt wurde. Auch am nur 10 cm breiten „Zitterbalken“ behielt Rebecca die Nerven und präsentierte eine mit Höchstschwierigkeiten gespickte – nahezu wackelfreie Kürübung. Schrauben, Salti, Flick-Flacks & Co. gab es anschließend auf der neuen Akro-Bodenfläche im Bundesstützpunkt zu bewundern.

Während bei den „normalen“ Turnwettkämpfen an dieser Stelle der Wettkampf beendet wäre, ist beim Mehrkampf erst Halbzeit, die man zum Stärken und Umziehen nutzt. Kondition und gute Nerven sind weiter gefragt!

Nach vier Disziplinen Turnen lag Rebecca bei 13 Starterinnen auf Platz 2, konnte sich jedoch noch lange nicht „in Sicherheit wägen“, denn jetzt folgten die nächsten 4 leichtathletischen Disziplinen im Stadion. Der Wettergott meinte es sehr gut mit den Athleten und die Weitsprunggrube lud zu neuen persönlichen Bestleistungen (4,65 m) ein. 36,29 Meter weit beförderte Rebecca anschließend den 1 kg-Schleuderball mit der richtigen Dreh-Technik innerhalb der gültigen Zone in den blauen Himmel. Mehr auf Technik als auf Kraft kommt es beim Kugelstoßen (4 kg) an: 9,52 m brachten ihr 9,52 Punkte ein und nur einer Turnerin gelang es, diese Weite zu überbieten. Bei der achten und damit letzten Disziplin galt es jetzt noch einmal alles zu geben: Für den 100 m Sprint in 14,27 Sek. wurden bei Rebecca laut Umrechnungstabelle 10,401 Punkte verbucht und komplettierten ihre Erfolgsserie, für die sie mit der Goldmedaille des Rheinischen Turnerbundes ausgezeichnet wurde.

Als bisher einzige weibliche Mehrkämpferin im Turngau Aachen freute sich Rebecca besonders, mit ihrer Vereinskameradin Pia Falter eine Mitstreiterin und Trainingspartnerin gefunden zu haben. Pia schnupperte zum ersten Mal Mehrkampf-Luft und startete in der Altersklasse 16/17 Jahre mit insgesamt 12 Teilnehmerinnen im Deutschen Sechskampf. Während sie bei Sprung und Boden gut durch ihre Übungen kam, musste sie am Stufenbarren ordentlich Federn lassen. Beim Weitsprung bereitete ihr der Anlauf Schwierigkeiten, während sie beim Kugelstoßen und im 100-m-Lauf wieder ordentlich punkten konnte und auf einem respektablen 11. Platz landete. Auch Pia ist nun vom Mehrkampf-Virus infiziert und wird sicherlich im nächsten Jahr wieder mit dabei sein.

Im männlichen Bereich hatten sich 5 Turner des Turngau Aachen der Herausforderung Mehrkampf gestellt. Vom Würselener TV waren Ennio Carapezza und Fabian Kaiser im Deutschen Sechskampf (16-17 Jahre) mit insgesamt 5 Teilnehmern gestartet. Hier galt es im turnerischen Bereich in der anspruchsvollen KM2 Übungen am Boden, Parallelbarren und Reck zu bewältigen. In der Leichtathletik die Disziplinen Kugelstoßen (5 kg), 100 m-Lauf und Weitsprung. Ennio Carapezza erkämpfte sich einen tollen 3. Platz mit 58,813 Punkten und erhielt dafür auf dem Podest die verdiente Bronze-Medaille. Besonders seine Boden-Übung überzeugte die Kampfrichter, die ihm dafür die zweithöchste Tageswertung bescheinigten.

Fabian Kaiser zeigte starke Leistungen in den leichtathletischen Disziplinen: Die 5 kg-schwere Kugel stieß er unglaubliche 10,71 m – diese Weite konnte keiner in seiner Altersklasse überbieten. An den Turngeräten gelangen ihm die Übungen nicht ganz so gut, so dass er sich letztendlich mit Platz 5 zufrieden geben musste.

Ebenfalls im gleichen Wettkampf startete Daniel Chinta vom Eisenbahner-Sportverein Würselen mit 4 weiteren Teilnehmern. Die erreichten Punkte zeigten, dass seine Stärken dann doch eher in den turnerischen als in den leichtathletischen Disziplinen liegen. Mit 54,191 Punkten platzierte er sich auf einem respektablen 4. Platz.

Sein Vereinskamerad Philip Chinta musste aufgrund seines Alters im anspruchsvollen Deutschen Achtkampf starten. Boden, Sprung und Reck gelangen gut. Am Parallelbarren erturnte er sich mit einer brillanten Übung die höchste Punktzahl des Tages. Leider konnte er in der Leichtathletik (100 m-Lauf, Weitsprung, Kugelstoß (6 kg) und Schleuderball) nicht an die turnerischen Leistungen anknüpfen. Mit 76,649 Punkten verfehlte er mit nur knappen 1,5 Punkten Rückstand den Podestplatz und landete auf einem „undankbaren“ 4. Platz, welcher aber keineswegs die enorme Leistung eines Achtkampfes schmälert.

Auch Arne Schön (19) vom Höngener TC trat bei den Männern (AK 20-29) im Deutschen Achtkampf an. Trotz Abiturstress und daher ohne viel Vorbereitung übertraf er mit 80,5 Pkt die Qualifikationsgrenze von 79 Punkten und qualifizierte sich damit für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften im September 2014 in Einbeck. Er erreichte gute 45 Punkte im Turnen (KM2) und 35,5 Punkte in der Leichtathletik, wobei im Turnen in der LA ohne Training noch viel Luft nach oben ist. Verschenkte 30 cm und dennoch 5,56 m im Weitsprung bei nur 3 Versuchen zeigen sein 6m Potential. Auch die locker herausgelaufenen 12,6 Sekunden über 100 m. Lediglich bei der 7,25 kg Kugel und dem Schleuderball zeigte sich, dass hier ohne Training die vorderen Plätze nicht zu erreichen sind. Mit entsprechendem Training und einer Leistungssteigerung auf mögliche 86 Punkte sollte ein Platz unter den ersten 10 auf Bundesebene 2014 bei den Männern möglich sein. Hier trifft er dann natürlich aber auch auf einige Bundesligaturner mit guten bis sehr guten leichtathletischen Fähigkeiten.